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Was ist nun der Unterschied zwischen Keyboard und Klavier ?
…weil ich das immer wieder gefragt werde, hier die Antwort in 8 ausführlichen Punkten – es ist wirklich nicht kürzer zu erklären, wer es „wissen will“, sollte alles sorgfältig durchlesen!
1. Begleitrythmus (Style)
Keyb: über 100 Stk (Walzer, Rumba, Foxtrott, Marsch, Samba etc.) im Gerät gespeichert.
Linke Hand drückt nur Akkorde (also mind. 3 Tasten gleichzeitig), das Keyboard erkennt automatisch anhand der gedrückten Tasten die Tonart (zeigt sie im Display an) und spielt solange den Style in der Tonart des Akkords, bis nächster Akkord gedrückt wird! Hand muss nicht gedrückt bleiben, sondern nach dem Antippen des Akkordes kann diese losgelassen werden. Der Style simuliert also die Begleitung durch eine ganze Band inklusive Schlagzeug, in der durch den Akkord vorgegebenen Tonart.(Keyboard bietet die Möglichkeit, mit einer Taste einen Akkord auszulösen (Einfinger-Akkord),dies hat nichts mit musizieren zu tun und ist unter Keyboardern verpönt – also nicht so lernen!)
Klav: Es gibt keine Begleitautomatik. Die Linke Hand muss diese schwierige Aufgabe
übernehmen, indem Sie im Gegensatz zum Keyboard nicht nur Akkorde spielt, sondern ähnlich der rechten Hand dementsprechende Notenfolgen abspielt. In den Notenwerken ist dafür unter den Noten der rechten Hand noch eine Zeile mit dem Bassschlüssel, da stehen die Noten für die linke Hand drauf. Siehe Pkt.5 bzw. Bild_1: Tasten linke Hand
2.Melodie
Keyb: spielt die rechte Hand. Man kann auf dem Keyboard im Prinzip alle Instrumente damit simulieren (Flöte, Geige, Gitarre etc). Teils kann man auch mehrere Instrumente der rechten Hand zuweisen.
Klav: spielt rechte Hand, teils gemischt mit linker Hand. Es gibt nur den Klang des Klaviers
3. Tempo
Keyb: einfach Tempo eingeben, Keyb spielt dieses Tempo ganz korrekt. Tempoänderung während des Spieles: bei besseren Keyboards möglich, aber schwierig.
Klav: der Spieler muss das Tempo im „Gefühl“ haben. Hilfsmittel: Metronom. Tempoänderungen sind eines der vielen „Gefühle“ die ein Klavierspieler viel besser ausdrücken kann als ein Keyboarder.
4. Technik
Keyb: Ausstattung je nach Preislage. Neben der Festlegung der Styles und der Instrumente können unzählige Details festgelegt werden, z.B. Hall, Chorbegleitung, Reverb etc. Diese Technik-Details kann man unter einer Nummer in einem Register abspeichern und für jeden Titel dann aufrufen. (nicht bei Billig-Keyboards) Bei meinem Yamaha-Keyboard kann ich sogar alle Elemente des Styles in 16-Spuren ändern und speichern – so kann ich praktisch eigene Styles erzeugen! Ich habe mein Keyboard jetzt ca. 10 Jahre, trotzdem entdecke ich immer noch neue Funktionen in irgendwelchen tiefen Untermenüs! Tastenanzahl: meistens nur 61 Tasten!
Klav: außer den 2-3 Fußtasten keine technischen Hilfsmittel (außer elektron.Klaviers)
Tastenanzahl: meist 88 (Große Flügel haben 96)
5. Noten
Keyb: die aufgeführten Noten entsprechen der Melodie des Stückes, sind einzeilig und für die rechte Hand bestimmt. Über der Notenzeile stehen die Akkorde (Am, C, C7, C6, Dm7 etc.) an der Stelle, an der sie beginnen! Die linke Hand drückt dann an dieser Stelle „einfach“ den Akkord, der Style ändert sich sofort in die Tonlage des Akkordes! Siehe Bild_2_Keyb (House of the Rising Sun)
Klav: Es gibt generell 2 zusammengehörende Notenzeilen. Die obere im Violinschlüssel für die rechte Hand, die untere im Bassschlüssel für die linke Hand (gibt auch andere Varianten!). Hier der selbe Song (House of the Rising Sun) aber für Klavier geschrieben (aber mit Akkorden darüber, als Übung für Keyboarder): Bild_2_Klav. Die linke Hand spielt also nicht nur Akkorde, sondern richtige Notenfolgen hintereinander ab, natürlich können dabei auch mehrere Noten gleichzeitig (Akkorde) in der Folge sein. Siehe Bild-3 (Klavier Chim ChimCheree). Es gibt als Kompromiss (meist in Übungsheften) auch Klaviernoten, welche über der ersten Zeile auch Akkorde stehen haben – diese sind dann auch für Keyboard zu gebrauchen. Ich habe mir z.B. bei den Klaviernoten des Stückes „Sonata facile“ Bild_4a - 4b die Akkorde selbst mit Bleistift darüber geschrieben, um es auch mit dem Keyboard spielen zu können. Dieses Stück ist im übrigen ein „Muss“ für Keyboarder, da man wunderbar die Finger aufwärmen kann.
Generell haben also richtige Klaviernoten 2 zusammengehörende Notenzeilen für die rechte und linke Hand getrennt – ohne Angabe von Akkorden darüber!!! Es können aber Akkorde (mindestens 3 Töne gleichzeitig) in den Notenfolgen der linken und rechten Hand dabei sein – diese sind aber nicht als Akkorde darübergeschrieben – der Klavierspieler erkennt den Akkord einfach an den Noten! Da, wo ihr 3 oder mehr Noten übereinander seht, handelt es sich um Akkorde!
6. Spaßfaktor
Keyb: von Anfang an toller Spaßfaktor, da man alle Instrumente simulieren kann und immer ein ganzes Orchester als Begleitung hat. Mittels Kopfhörer auch völlig leise zu spielen. Daher ideales Einsteiger-Instrument – für Alt und Jung!
Klav: Erfordert sehr hohe Disziplin beim Lernen und ist dabei auch sehr eintönig, da ja immer dieselben Klänge erzeugt werden. Erst wenn man wirklich Stücke spielen kann, nimmt Spaßfaktor zu. Ist eben immer laut und daher nix für Mehrfamilienhäuser!
7. Kann ein Klavierspieler Keyboard spielen und andersherum?
Im Prinzip „Nein“. Es sind 2 völlig verschiedene Instrumente. Bei Berufsmusikern ist das aber schon so – sie spielen ja eh mehrere Instrumente.
Wer aber Klavier gelernt hat, dem fällt es 1000 x leichter Keyboard zu lernen, als andersherum. Das muss man eindeutig sagen!
Ein Klavierspieler muss eine Wahnsinnige Gehirnleistung erbringen, um die beiden flinken Hände getrennt steuern zu können!
8. Ist Keybordspielen einfacher als Klavier
Nein – es wird aber immer behauptet. Es ist einfach ein anderes Instrument! Es gibt Keyboardstücke, da braucht man jahrelange Übung und Erfahrung, um diese spielen zu können. In Bands bedienen die Keyboarder meist 2 Keyboards gleichzeitig!
9. Tipp für einen Keyboardkauf!
Das Keyboard sollte unbedingt ein Register mit mindestens 128 Speicherplätzen haben, indem sie alle Einstellungen zu einem Titel unter einer Nummer abspeichern und abrufen können. Schmeißen sie alle anderen Teile weg. Haben sie schon mal Keyboardvorführungen gesehen, an dem der Spieler vor jedem Stück krampfhaft versucht, die wichtigsten Technikeinstellungen für dieses Stück vorzunehmen und es vor Aufregung trotzdem meistens schief geht??? Ein klares „No go“ !
Ich habe zum Einstellen der technischen Details eines Titels manchmal Wochen gebraucht, um den Titel toll erklingen lassen zu können. Wenn man das nicht speichern kann, dann wäre es ja sinnlos!
Keyboards mit aufleuchtenden Tasten sehen auf den ersten Blick gut aus, sind aber völlig unsinnig!
Lassen sie sich in einem Fachgeschäft die Keyboards erklären und wählen sie dann das richtige für sie aus – bei Keyboards im Supermarkt sehen sie nur die Verpackung und wählen danach aus – das ist auch unsinnig! Bedenken Sie – das Keyboard können sie die nächsten 20 Jahre nutzen - wenn es was taugt - und dann werden Sie 20 Jahre lang Freude daran haben!
So …. genug …entscheiden sie nun selbst, was von den beiden Instrumenten das richtige für Sie oder ihr Kind ist!
Wenn sie einen privaten Keyboardlehrer für Einzelunterricht suchen – dann melden Sie sich bei mir, ich habe alle Keyboardprüfungen erfolgreich absolviert und kann Sie an den Wochenenden unterrichten!
Anfragen zum Keyboard-Unterricht an: musikschule@ueberfuhr.de
Bei mir erlernen Sie die Tonleitern und die Akkordbildung nicht „stoisch“, sondern „logisch“!
So ...das ist bei weitem nicht alles, was es zum Thema zu sagen gibt, aber man kann nicht 10 Jahre Keyboard-Erfahrung auf
2 Blatt Papier schreiben!
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